Was bedeutet es, zu fliehen, alles hinter sich zu lassen? Nicht zu wissen, wo man ankommt, was einem geschieht, ob man die eigene Familie jemals wiedersieht?
”Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. … Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matth. 25, 35 + 40)
Wafa und Oumar sind aus unterschiedlichen, absolut nachvollziehbaren Gründen, aus ihrem jeweiligen Heimatland geflohen – in unserem ImPuls zum Thema [ZU]FLUCHT am vergangenen Sonntag erzählten sie sehr eindrücklich, wie es ihnen auf der Flucht ergangen ist, wie es ist, hier in Deutschland anzukommen und wen oder was sie am meisten vermissen. Trotz all dem Erlebten stehen die beiden jungen Männer stolz und aufrecht vor einem – “Das ist das Leben!“, so Oumar. Beide sind hier angekommen, integrieren sich, interessieren sich! Ihre Art zu erzählen begeistert.
Wir müssen Türöffner sein – jeder soviel er kann und möchte. Das zeigt sich auch im Gespräch mit Hannah Zimmermann, Mitarbeiterin des Jugendamtes in Stuttgart. Sie ist für minderjährige Flüchlinge zuständig, die ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte hier in Stuttgart ankommen. Deutlich wird, es braucht Menschen, die für die Flüchtlinge da sind, einladen, mit ihnen Deutsch lernen, spielen, sie begleiten! “Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.” Dieser Auftrag steht im Matthäusevangelium, gemeinsam lässt er sich umsetzen.
“Es begeistert mich, so viele Menschen hier zu sehen, die sich für das Thema interessieren.” Mit diesen Worten beginnt Frau Bohsung aus Weilimdorf unser Gespräch – mit leidenschaftlichen Worten erzählt die Bundesverdienstkreuzträgerin von ihrer Arbeit für und mit den Flüchtlingen – von 1986 bis heute hat sie vielen Flüchtlingen ermöglicht, hier Heimat zu finden. Frau Bohsung arbeitet engagiert im Freundeskreis für Flüchtlinge in Weilimdorf mit – dabei ist ihr die Kommunikation mit anderen Mitbürgern sehr wichtig – es geht oftmals darum, in der Bevölkerung ein Verständnis für die Bedürfnisse der Flüchtlinge zu schaffen.
Und was können wir tun – jeder Einzelne von uns? “An erster Stelle steht, sich nicht von falschen Fakten beeinflussen zu lassen! Zu oft beherrschen uns unbegründetet Ängste und Befürchtungen, die uns daran hindern, offen auf Menschen und deren Bedürfnisse zuzugehen! Lasst uns gemeinsam Türen öffnen – ja, vielleicht erstmal nur ein Spalt, um zu schauen, was mich erwartet. Aber auch eine nur leicht geöffnete Tür ist eine offene und keine geschlossene Tür!” Mit diesen Worten bündelte Jugendreferent René Böckle die vielen wichtigen Worte dieses so besonderen ImPuls-Jugendgottesdienstes.
Und auch die Musik des Duos “Beste&Elif”, die auf türkisch sangen, trug zu einem absolut ergreifenden Gottesdienst bei.
“ERGREIFEND” – “PERSÖNLICH” – “ImPulsGEBEND!” Wir, die Evangelische Jugend Stuttgart in Weilimdorf bedanken uns bei allen Besuchern, bei unseren Gästen auf der Bühne und beim ImPuls-Team, das sich in vielen Vorbereitungen mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Auch weiterhin wollen wir uns für die Arbeit mit Flüchtlingen einsetzen – wenn Sie uns dabei materiell wie finanziell unterstützen möchten, dürfen Sie sich gerne an uns wenden (Kontakt).
Fotos: Nils Wüchner & Robina Resch
Die Rechte an allen Fotos liegen bei der Evangelischen Jugend in Weilimdorf.